Balkonkraftwerk – Der komplette Guide mit Aufbau, Funktion und Kosten
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ToggleDie Strompreise schnellen schon länger in die Höhe und haben sich in den letzten 20 Jahren gut verdoppelt. Da ist der Gedanke, eigenen Strom zu erzeugen und so Kosten einzusparen natürlich naheliegend. Doch nicht jeder hat das Glück, ein eigenes Haus mit großem Dach oder ein entsprechendes Gartengrundstück zu besitzen, um eine Photovoltaik-Anlage zu errichten.
Abhilfe kann hier ein Balkonkraftwerk schaffen, denn so können auch kleinere Flächen für die eigene Stromerzeugung genutzt werden. In diesem Beitrag verraten wir Ihnen alles Wissenswerte rund um die Anschaffung, den Aufbau und die Kosten-Nutzen-Bilanz eines Balkonkraftwerks.
Was ist ein Balkonkraftwerk?
Ein Balkonkraftwerk ist eine kleinere Photovoltaik-Anlage, auch Mini-Solaranlage genannt, mit maximal 800 Watt Leistung, die man leicht auf dem Balkon oder der eigenen Terrasse installieren kann. Denn sie benötigt keine Unterkonstruktion und darf auch von Laien angeschlossen werden, da sie nur aus ein oder zwei Modulen besteht.
Update: Dank dem seit Mai 2024 in Kraft getretenen Solarpaket 1, dürfen Balkonkraftwerke nun eine maximale Leistung von 800 Watt anstelle der bisherigen 600 Watt haben. Zudem dürfen die PV-Module eine Gesamtleistung von 2 kWp haben. Die Wechselrichter Leistung darf 800 Watt jedoch nicht überschreiten.
Wie funktioniert eine Mini-Solaranlage?
Das Balkonkraftwerk funktioniert genauso wie eine große Solaranlage auch. Die Solarmodule nehmen die Strahlung der Sonne auf und wandeln sie mithilfe der Siliziumbeschichtung im Inneren in einen Elektronen-Strom um. Dieser Strom wird an der Rückseite der Module abgegeben. Der Wechselrichter wandelt diesen Gleichstrom in für uns nutzbaren Wechselstrom um. Denn unsere Haushaltsgeräte funktionieren nur mit Wechselstrom.
Dieser Wechselstrom kann dann einfach mit einem handelsüblichen Stecker in das Haushaltsnetz eingespeist und genutzt werden. Allerdings muss der Strom auch sofort beim Einspeisen genutzt werden. Ansonsten muss ein Stromspeicher angeschafft werden, um den Strom für die spätere Nutzung zu lagern.
Wie viel Strom erzeugt ein Balkonkraftwerk?
In Deutschland wird ein durchschnittlicher PV-Ertrag von 800 bis 1.000 Wattpeak (Wp) pro installiertem Kilowatt (kWp) erwartet. Mit dieser Annahme könnte ein 1 kWp Balkonkraftwerk unter optimalen Bedingungen etwa 800–1.000 Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr erzeugen.
Die Effizienz der Stromerzeugung hängt allerdings von verschiedenen Faktoren ab, wie der Größe der Anlage, der Ausrichtung und Neigung der Solarpanels, dem Standort und der intensität Sonneneinstrahlung.
Für eine 800-Watt-Anlage mit einem 800-Watt-Wechselrichter, wie es für Balkonkraftwerke üblich ist, kann man pro Jahr also mit ca. 800 kWh Strom rechnen.
Wie sorgt man für einen hohen Energieertrag seines Balkonkraftwerks?
Es gibt viele Faktoren, die den Energieertrag ihrer Mini-PV-Anlage beeinflussen, daher ist es wichtig den richtigen Standort auszuwählen.
Am wichtigsten ist es, eine Verschattung der Solarmodule im Verlauf des Tages zu vermeiden. Daher sollten Sie beobachten, ob der vorgesehene Standort durch den Schatten von Bäumen, Häusern, Antennen oder anderen Gegenständen beeinträchtigt wird.
Außerdem ist die Ausrichtung wichtig. Am besten geeignet ist eine Ausrichtung nach Süden, so kann die Mittagssonne am besten genutzt werden. Ist das nicht möglich, können die Module auch nach Osten und Westen ausgerichtet werden. So ist ein höherer Energieertrag am Morgen und Abend möglich.
Das ist besonders sinnvoll, wenn der eigene Energieverbrauch vor allem in den Morgen- und Abendstunden stattfindet und kein Stromspeicher vorhanden ist.
Die optimale Neigung des Moduls beträgt in unseren Breitengraden zudem zwischen 30 und 35 Grad, so fallen die Sonnenstrahlen möglichst senkrecht auf das Modul.
Auch eine regelmäßige Reinigung der Solarmodule trägt dazu bei, den Ertrag zu erhöhen.
Ist bei einer Mini-PV-Anlage eine Genehmigung nötig?
Grundsätzlich gilt, dass Balkonkraftwerke mit einer Leistung von bis zu 800 Wp (Wattpeak) genehmigungsfrei sind.
Auch Vermieter dürfen die Installation eines Balkonkraftwerks nicht grundsätzlich untersagen, es dürfen allerdings Vorgaben zur Anbringung und Installation gemacht werden. Allgemein empfiehlt es sich jedoch ein solches Vorhaben mit dem Vermieter abzusprechen, um den Haussegen zu wahren, und Ärger aus dem Weg zu gehen.
Für Balkonkraftwerke mit einer Leistung über 800 Wp ist eine Genehmigung erforderlich. Diese muss bei der örtlichen Bauaufsichtsbehörde beantragt werden. Dabei werden verschiedene Aspekte, wie zum Beispiel die Wind- und Standsicherheit und die Installationstechnik, geprüft.
Update: Mit dem neuen Solarpaket 1 kommen jetzt auch Änderungen im Bürgerlichen Gesetzbuch und dem Wohnungseigentumsgesetz. Balkonkraftwerke werden künftig als privilegierte Maßnahme betrachtet. Jeder Mieter hat so einen Anspruch und die Zustimmung des Mieters entfällt.
Was kostet ein Balkonkraftwerk?
Die Kosten für ein steckerfertiges Balkonkraftwerk liegen je nach Leistung der Anlage und dem Anbieter zwischen 300 – 1.500 €. Es kommt natürlich auf die verwendete Technologie der Solarmodule, die Fertigungsqualität und die Herkunft der Anlage an.
Am besten vergleichen Sie verschiedene Angebote im Internet, um das mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis für Ihre Ansprüche zu finden.
Im Allgemeinen sind die Preise für Solarmodule in den letzten Jahren stark gesunken, davon können sie jetzt profitieren.
Gibt es Förderungen für Balkonkraftwerke?
Einige Bundesländer wie Berlin, Schleswig-Holstein, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern haben Förderprogramme für Balkonkraftwerke ins Leben gerufen. Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Kommunen, die die Anschaffung eines Balkonkraftwerks finanziell unterstützen. Ob die Förderungen noch aktuell und die Bedingungen für sie passend sind, müssen sie allerdings individuell erfragen.
Am besten informieren Sie sich direkt in ihrer Stadtverwaltung, ob es auch dort ein solches Angebot für die Anschaffung von Balkonkraftwerken gibt und welche Bedingungen gelten.
Außerdem subventioniert der Staat im Moment indirekt die Anschaffung eines Balkonkraftwerks. Denn der private Erwerb einer solchen Anlage ist aktuell von der Umsatzsteuer befreit und so sinkt der Preis für den Endverbraucher nochmal.
Lohnt sich die Anschaffung einer Mini-PV-Anlage?
Ab welchem Zeitpunkt sich ein Balkonkraftwerk lohnt, hängt vom Einkaufspreis und den umgebenden Bedingungen ab. Normalerweise amortisiert sich ein Balkonkraftwerk im Laufe weniger Jahre. Dabei spielt die Sonneneinstrahlung, die Ausrichtung und der Preis der Anlage natürlich eine große Rolle.
Rechenbeispiel für ein Balkonkraftwerk:
Ein Balkonkraftwerk mit einer Nennleistung von 800 Watt entspricht 0,8 kWp und kann somit pro Jahr unter guten Bedingungen etwa 800 Kilowattstunden Strom erzeugen.
Diese 800 Kilowattstunden müssten sonst mit einem Preis von ca. 35 Cent pro Kilowattstunde eingekauft werden. Also entspricht das einem Wert von etwa 280 € pro Jahr.
Wenn wir jetzt von einer Laufzeit von 20 Jahren ausgehen, einem gleichbleibenden Strompreis und einem leicht sinkenden Ertrag durch Alterungsprozesse der Anlage, landen wir bei einer Gesamtersparnis von ca. 5.200 €.
Da die meisten Balkonkraftwerke nur zwischen einigen hundert und eineinhalbtausend Euro Anschaffungspreis liegen, lohnt sich der Kauf der Anlage bereits nach drei bis sechs Jahren.
Wie meldet man ein Balkonkraftwerk an?
Eine Genehmigung benötigen Sie für ein Balkonkraftwerk mit einer Leistungsgrenze von 800 Watt nicht.
Wie jede andere PV-Anlage auch müssen Sie ein Balkonkraftwerk im Marktdatenstammregister MAStR der Bundesnetzagentur eintragen. Alle nicht beweglichen, stromerzeugenden Solaranlagen müssen spätestens einen Monat nach Inbetriebnahme dort eingetragen werden. Dafür müssen Sie im Register einen Eintrag anlegen und die Daten ihrer PV-Anlage hinterlegen.
Update: Die Anmeldung eines Balkonkraftwerks beim Netzbetreiber entfällt mit dem Inkraftreten des Solarpaket 1. Die Registrierung im Marktdatenstammregister MAStR ist ebenfalls auf nur 5 von vormals 20 Punkten reduziert.
Was ändert sich ab 2024 für Balkonkraftwerke?
Wenn Sie ein Balkonkraftwerk betreiben und Ihr Gebäude über einen alten Stromzähler (Ferraris-Zähler) verfügt, kann es passieren, dass der Zähler rückwärts läuft, wenn mehr Strom produziert wird als verbraucht. Dies verfälscht die Abrechnung mit dem Netzbetreiber, was früher eine Straftat war. Um dem vorzubeugen, hat der Gesetzgeber eine Übergangsfrist beschlossen: Ihr Netzanbieter ist dazu verpflichtet, alte Stromzähler auf eigene Kosten auszutauschen. Durch die Eintragung im Marktstammdatenregister erfährt Ihr Netzanbieter vom Balkonkraftwerk und ist dann verpflichtet, die alten Stromzähler auszutauschen. In der Zeitspanne bis zum Austausch darf der Zähler ausnahmsweise rückwärts laufen.
Balkonkraftwerke Test und Vergleich
Bei folgenden Anbietern können Sie Komponenten für ein Balkonkraftwerk kaufen. Hier erfahren Sie mehr über alles Photovoltaik-Anbieter in Deutschland.
Alma Solarshop Test & Erfahrungen
Photovoltaik4all Test & Erfahrungen
Fazit
Ein Balkonkraftwerk ist eine tolle Möglichkeit für all diejenigen, die von Solarenergie profitieren wollen, aber kein eigenes Haus oder Grundstück besitzen. Denn so kann selbst die kleine Fläche des Balkongeländers oder der Terrasse jetzt für die effiziente Gewinnung von Sonnenstrom genutzt werden.
Auch die Kosten für eine solche Anlage sind mittlerweile sehr überschaubar und amortisieren sich normalerweise innerhalb weniger Jahre. Da die Anlagen zudem eine hohe Lebenserwartung haben, rechnet sich die Anschaffung eigentlich fast immer. Natürlich müssen die individuellen Umstände wie Sonneneinstrahlung und Witterungsverhältnisse bedacht werden.
Einspeisen? Nie und nimmer. Den Aufwand spare ich mir. Lieber versaue ich weiter die Umwelt.