Seifenblasen-Bestäubung: Eine traurige Alternative zu den Insekten
In den letzten Jahrzehnten hat sich sowohl die Insektenwelt als auch die Ernährungsgewohnheit der Menschen drastisch geändert. Wenn die natürlichen Bestäuber der Nutzpflanzen fehlen, muss per Hand bestäubt werden. Die Vanille wird zum Beispiel auf künstliche Art befruchtet. Das ist aufwendig und teuer. Als Eijiro Miyako mit seinem Sohn Seifenblasen blies, hatte er eine bahnbrechende Idee.
Eijiro Miyako – der Wissenschaftler, der die Biologie auf den Kopf stellt!
Er ist der Leiter einer Forschungsgruppe des “Japan Advanced Institute of Science and Technology” in Nomi, dem japanischen MIT. Miyako hatte versucht, mit einer Drohne, Blüten zu bestäuben. Das misslang jedoch, weil die Drohne die Blüten beschädigte.
Wie funktioniert die künstliche Bestäubung von Nutzpflanzen?
Nicht alle Pflanzen werden von Insekten bestäubt. Sehr oft übernimmt auch der Wind diese Aufgabe. In vielen Obstplantagen werden daher Pollenbläser eingesetzt. Je mehr Pollen durch die Plantage geblasen werden, desto größer werden die Früchte. Sind die Witterungsbedingungen schlecht, fliegen Bienen nicht. Oft werden diese dann durch Hummeln ersetzt, da diese robuster sind. Um bessere Ergebnisse zu erzielen, werden Obstbäume oft durch Netze vor Bestäubern von außerhalb geschützt. Damit sollen bessere Erträge erzielt werden. Das ist die Vorgehensweise in Europa.
In Japan wird diese Aufgabe von den Bauern in mühevoller Handarbeit mit Pinseln erledigt. Das ist sehr anstrengend und teuer. Darüber hinaus dauert es auch viel länger. Deshalb hatte er und sein Team nach einer neuen, besseren Methode gesucht. Die Drohnen waren ein guter Anfang. Aber sie waren zu kräftig für die zarten Blüten. Zunächst gelang es Miyako, die Seifenblasen mit Pollen zu beladen. Dies platzierte er dann mit einer Seifenblasenpistole auf den Blüten. Die Seifenlauge ist Gift für die Blüten. Deshalb wurde eine neue Mischung kreiert. Experimente mit Birnenblüten zeigten, dass mehr als zehn Blasen pro Blüte zu viel sind. Das Ergebnis war eher kontraproduktiv.
Der erste Feldtest bestand darin, dass die Wissenschaftler um Eijiro Miyako 50 Birnenblüten mit Pollen beladenen Seifenblasen beschossen. Jede Blüte wurde mit weniger als 10 Blasen bestäubt. Das Ergebnis was dasselbe wie jenes, das per Handbestäubung erzielt worden war. Beide Methoden brachten jedoch bessere Ergebnisse als die Bestäubung durch die Natur. Die Seifenblasenmethode war natürlich einfacher und schneller als jene per Hand. Der größte Vorteil der neuen Methode lag aber in der verwendeten Pollenmenge. Diese lag mit 1/30 000 unter jener der Handbestäubung.
Warum ist das von Bedeutung?
Das Einsammeln der Pollen ist eine aufwendige Arbeit. “Windbestäuber” geben ihre Pollen in großen Mengen frei. Da ist das kein großes Problem. Aber jene Pflanzen, deren Pollen “abgeholt” wird, gestaltet sich das Sammeln sehr arbeitsintensiv. Auch deshalb, weil diese Art von Pollen sehr klebrig ist. Das macht die Arbeit noch einmal so schwierig. Manches Mal wird mit Maschinen nachgeholfen. Somit wird das Sammeln dieser Pollen zum erheblichen Kostenfaktor.
Welche Technik erzielte die erfolgreichste Seifenblasen-Bestäubung?
Miyako montierte einen automatischen Seifenbläser auf einer Drohne. Diese produzierte 5000 Blasen pro Minute. Damit die Seifenblasen nicht zu früh platzten, wurde die Seifenlösung geändert und die Geschwindigkeit der Drohne reduziert.
In den USA ist es üblich, dass Imker nicht nur Honig produzieren, sondern auch ihre Bienenvölker zur Bestäubung an Obstplantagen vermieten. Dieses Geschäft ist ziemlich erfolgreich. Die meisten amerikanischen Imker verdienen damit mehr als mit der Honigproduktion. Damit der Ertrag dennoch noch mehr gesteigert werden kann, wurde in den USA schon versucht, Bienen künstlich mit Pollen auszustatten, sodass sie noch produktiver werden. Dabei werden neben Honigbienen, Hummeln und sogar Wildbienen zusammen eingesetzt. Je unterschiedlicher die Zusammensetzung der “Bestäuber” ist, desto höher sind die Erträge.
Nahrungsmittelsicherheit gegen Biodiversität?
An der Universität sieht Peter Neumann die Bestäubung mit Seifenblasen und Bienenrobotern ganz anders. Seiner Ansicht nach, würden die künstlichen Bestäuber viel zu teuer sein. Darüber hinaus würde die Biodiversität darunter leiden. Er ist nach wie vor für die natürliche Bestäubung unter Einsatz und anderer Nutzung der Bienenvölker.
Fazit
Die Bestäubung mit Seifenblasen von Eijiro Miyako ist eine neue Möglichkeit, die sicher ihre Vorteile hat. Diese kommen aber auf das jeweilige Land und die örtlichen Notwendigkeiten und Gegebenheiten an. In Ländern, in denen Drohnen nicht so teuer sind, zahlt sich der Einsatz sicher aus, da sie sich gut steuern lassen und sehr schnell überall sein können. Die Seifenblasen sind leicht und lassen sich gut mit Pollen beladen. Dass es immer mehr Menschen gibt und daher auch immer mehr Nahrungsmittel produziert werden müssen, ist auch klar. Über die Methoden scheiden sich allerdings die Geister.
Bildquelle: mariananbu_Pixabay